von Geistliches Leben

Zum 100. Todestag von William Booth

William Booth, Gründer der Heilsarmee

Ein Mann mit Leidenschaft
Als William Booth vor 100 Jahren beerdigt wurde, begleiteten mehr als 40 000 Menschen den Leichenzug, der sich kilometerlang durch London zog.

Staatsoberhäupter aus vielen Ländern zollten dem Mann Respekt, der die friedlichste und auch größte Armee der Welt ins Leben gerufen hatte: Die Heilsarmee. Was war das Erfolgsrezept dieses Mannes, den am 20. August 1912 das „Schwert mit der Krone vertauschte" oder, um es anders auszudrücken, in der Hoffnung auf das ewige Leben bei Gott starb?

William Booth, 1829 in Nottingham, England, geboren, stammte aus einfachen Verhältnissen. Sein Vater starb, als er 13 Jahre alt war, und er kam zu einem Pfandleiher in die Lehre. In dieser Umgebung kam er mit dem Elend der armen Bevölkerung Londons in Berührung. Eine Gruppe von Strolchen stellte er mit den Worten zur Rede: „Ich will euch einmal ein paar Fragen vorlegen, die jeder von euch verstehen kann. Hat einer von euch vielleicht ein Kind zu Hause, das keine Schuhe an den Füßen hat? Sitzen eure Frauen jetzt in ihren dunklen Stuben und warten darauf, dass ihr wieder ohne Geld nach Hause kommt? Wollt ihr von hier fortgehen, um das Geld zu versaufen, das eure Frauen bitter nötig haben, um Brot zu kaufen?"
Wie kam William Booth dazu, wildfremde Menschen auf diese Weise anzusprechen? Als 15-Jähriger hatte er seine eigene Sünde erkannt. Kleine Betrügereien, Gaunereien und Diebstähle machten ihm bewusst, wie es um ihn stand. Durch Reue und Bekenntnis entlastete er sein Gewissen und begann ein Nachfolger Christi zu werden. In dieser Zeit schrieb er auf ein Blatt Papier: „Alles, was an William Booth ist, soll Gott gehören." Er hat dieses Versprechen niemals zurückgenommen.

"Ich habe meine Bestimmung gefunden."
William Booth bekam die Möglichkeit, an einem methodistischen Predigerseminar Theologie zu studieren. Nach einigen Jahren als Gemeindepastor führte er an verschiedenen Orten Evangelisationen durch, durch die viele Menschen zum lebendigen Glauben an Jesus Christus fanden. Nachdem er im Osten Londons einige Gottesdienste gehalten hatte, wurde er gebeten, dauerhaft dort zu wirken. Als er am 2. Juli 1865 abends durch die Straßen des Elendsviertels nach Hause ging, sah er die Menschen in der Gosse übernachten. Ihn ergriff die Resignation der Menschen und das tiefe soziale Leid ebenso wie ihre Hoffnungslosigkeit. Diesen Menschen, die ohne Gott lebten, musste er die Botschaft der Liebe Gottes nahebringen. In diesem Moment erkannte er seine Lebensaufgabe. Zu Hause angekommen, sagte er seiner Frau: „Catherine, ich habe meine Bestimmung gefunden!"

Suppe, Seife, Seelenheil
Schnell erkannte William Booth, lange bevor der Begriff „Ganzheitlichkeit" aufkam, die Notwendigkeit, dem ganzen Menschen zu helfen. Wenn er sagte: „Ein hungriger Bauch hat keine Ohren", meinte er, dass es nicht ausreicht, jemandem ein paar Bibelverse zu sagen, wenn derjenige Hunger hat, vor Kälte zittert oder nichts zum Anziehen besitzt.

In seinem Werk „In darkest England – and the way out" (Im dunkelsten England und der Weg hinaus) schuf er die Grundlagen für eine friedliche soziale Revolution, die dazu führte, dass soziale Reformen zustande kamen und menschenwürdige Lebensbedingungen geschaffen wurden. Dabei verlor er den Einzelnen nicht aus den Augen.

Aus den ersten Tagen der Heilsarmee erzählt man sich folgende Geschichte: General Booth kam nach einem langen Arbeitstag nach Hause. Die englischen Häuser waren damals nicht gut beheizt, daher hatte er sich einen alten, abgetragenen Mantel verwahrt, den er abends trug, um sich zu wärmen. Er suchte seinen Mantel, konnte ihn aber nicht finden und so fragte er seinen ältesten Sohn Bramwell, wo denn der Mantel geblieben sei. Bramwell antwortete: „Heute Nachmittag kam ein armer Mann hier vorbei, dem habe ich den Mantel geschenkt." William Booth erwiderte: „Das hast du gut gemacht, mein Sohn. Aber wenn das nächste Mal jemand kommt, der einen Mantel braucht, verschenke deinen eigenen."

Meine Leidenschaft …
„Es gibt Menschen, deren Leidenschaft die Kunst ist. Es gibt Menschen, deren Leidenschaft der Ruhm ist. Es gibt Menschen, deren Leidenschaft Gold ist. Meine Leidenschaft ist: Seelen retten." Diesen Satz hat William Booth dem damaligen König Edward VII ins Gästebuch geschrieben. Damit brachte er seine Lebensüberzeugung zum Ausdruck

Schon als 15-Jähriger hatte er die eigene Lebenswende zu Gott hin als Rettung seiner Seele erkannt. Er hatte erkannt, dass der Mensch ohne Gott am Ziel seines Lebens vorbeigeht.
In den Glaubensartikeln der Heilsarmee wird das so ausgedrückt:

Wir glauben, dass unsere ersten Eltern in Sündlosigkeit erschaffen wurden, dass sie aber durch Ungehorsam ihre Reinheit und Glückseligkeit verloren haben. Durch ihren Fall sind alle Menschen Sünder geworden, völlig verderbt und mit Recht dem Zorn Gottes ausgesetzt.
Wir glauben, dass der Herr Jesus Christus durch sein Leiden und Sterben eine Versöhnung für die ganze Welt vollbracht hat, und dass jeder, der will, gerettet werden kann.
Wir glauben, dass Umkehr zu Gott (Buße), Glaube an unseren Herrn Jesus Christus und Wiedergeburt durch den Heiligen Geist zu unserer Errettung notwendig sind.

Zu diesem Glauben an Jesus Christus wollte William Booth die Menschen einladen. Auch 100 Jahre nach seinem Tod rufen in 125 Ländern Mitglieder der Heilsarmee ihren Mitmenschen zu: „So sind wir Botschafter Christi, und Gott gebraucht uns, um durch uns zu sprechen. Wir bitten inständig, so, als würde Christus es persönlich tun: ‚Lasst euch mit Gott versöhnen!'", 2. Korinther 5,20 NL.

Alfred Preuß

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