von THQ

Walter-Künneth-Preis für Theo Lehmann

Einer der bekanntesten Pfarrer in der DDR – Theo Lehmann – hat den Walter-Künneth-Preis erhalten.

Walter-Künneth-Preis für Theo Lehmann: Einer der bekanntesten Pfarrer in der DDR – Theo Lehmann – hat den Walter-Künneth-Preis erhalten. Bei der Verleihung sagte die Präsidentin der sächsischen Landessynode, Gudrun Lindner, Lehmann habe bei seinen Evangelisationen "Tausende gesammelt und losgeschickt zum Dienst für Christus in der Kirche". Der evangelische Dekan Günter Saalfrank lobte Lehmann für seine "unbeugsame Zeugenschaft" in Zeiten der Diktatur und danach.

In seinem Grußwort schrieb der frühere sächsische Umweltminister Arnold Vaatz: "Wer die Klarheit und die Kraft der Verkündigung von Theo Lehmann in der DDR jemals erlebt hat, kann nichts anderes für ihn empfinden als Sympathie und Dankbarkeit. Nie in seinem Leben ist Theo Lehmann dem Zeitgeist hinterhergeeilt. Auch nach dem Ende der ideologischen Repression durch die SED hat Theo Lehmann wieder und wieder mit der ihm eigenen Direktheit in aktuellen Streitfragen seine unverwechselbare Position bezogen und auf diese Weise uns allen unendlich viel Hoffnung und Zuversicht gegeben."

Lehmann war zunächst Pfarrer in Karl-Marx-Stadt und dann von 1976 bis 1998 Jugendevangelist in der sächsischen Landeskirche. Kein anderer Verkündiger der christlichen Botschaft erreichte in der DDR-Zeit so viele Menschen: Zu seinen Jugendgottesdiensten versammelten sich seit 1971 jeweils bis zu 5000 Personen. Die Stasi betrieb eine jahrelange Diffamierungskampagne gegen ihn. Lehmann ist bekannt für eindeutige Positionen. So lehnt er außerehelichen Sex ebenso ab wie Abtreibung, praktizierte Homosexualität, auch die Frauenordination.

Der Walter-Künneth-Preis wird von der Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis in Bayern verliehen. Die Preisverleihung an Lehmann begründete der Vorsitzende der Sammlung, Andreas Späth, damit, dass gerade die Jugend Vorbilder brauche, die das Evangelium nicht dem Zeitgeist anpassten. Lehmann selbst wertete die ihm verliehene Auszeichnung als eine theologische Aufwertung der Evangelisation. In der Laudatio hieß es, es sei kein gutes Zeugnis für die Pfarrerschaft und die Kirche, dass von den vielen Pfarrern, die ihn als Stasi-Informanten verraten hätten, sich bisher kein einziger entschuldigt habe.

Während der Staat Lehmann mit der Verleihung der Sächsichen Verfassungsmedaille für seine großen Verdienste um die friedliche Revolution geehrt habe, sei in der Kirche bisher kaum anerkannt, dass die Friedensgebete in der Leipziger Nikolaikirche ihren Ursprung in einer von der Stasi bekämpften und kirchlich höchst umstrittenen Evangelisation von Lehmann und Jörg Swoboda hatten. 1979 kamen zum Abschlussabend trotz Werbeverbots rund 4000 Besucher in die Nikolaikirche. Danach hätten die Verantwortlichen der Evangelisation beraten, wie es weitergehen könne. Dabei sei die Idee eines "Friedensgebets" in der Nikolaikirche geboren worden. Die "Keimzelle der friedlichen Revolution" liege also in einer Evangelisation. Ausgehend von der Nikolaikirche demonstrierten im Oktober 1989 Hunderttausende, was letztlich zum Sturz des SED-Regimes führte.

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