von THQ

Vereinigung Evangelischer Freikirchen

Freikirchen rufen angesichts der weltweiten Finanzkrise zur Umkehr auf.

Mit einem Wort zur Finanzkrise (s. u.) wendet sich die Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) an alle Christinnen und Christen ihrer Mitgliedskirchen. In Sorge um das Wohl der Menschen und mit der Bereitschaft, den eigenen Lebensstil zu überdenken, ruft das Papier dazu auf, für weltweite Gerechtigkeit zu sorgen. Das Leben auf Kosten anderer, auch zukünftiger Generationen, wird auf den Prüfstand gestellt – und die Bitte darum, neu zu besehen, was im Leben wichtig und gut ist, ausgesprochen. Die Freikirchen wollen damit der Bitte aus dem Vater Unser, "dein Reich komme, dein Wille geschehe", entsprechen. "Wir wollen uns darauf besinnen, wo unser Herz hingehört, wo unsere Sicherheit und Kraft herkommen und wie wir unser Leben teilen können mit allen Menschen ... denn der Reichtum, den Gott uns schenkt, ist größer als die Reichtümer dieser Welt. Die Schätze, die uns locken, sind "himmlische Schätze" - nicht von dieser Welt. Darum wollen wir unser Vertrauen neu auf den lebendigen Gott setzen und falsche Sicherheiten los lassen", ist der Ruf, der jetzt von den Freikirchen ausgeht.

VEF-Präsidentin Rosemarie Wenner, als evangelisch-methodistische Bischöfin in ihrer Kirche gerade wiedergewählt, moderierte mit ihren Vorstandskollegen Ansgar Hörsting (Bund Freier evangelischer Gemeinden), Hartmut Knorr (Bund freikirchlicher Pfingstgemeinden BFP), Horst Charlet (Heilsarmee) und Friedrich Schneider (Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden/Baptisten) die zweitägige Mitgliederversammlung am 4./5.12. 2008 auf dem Campus des BFP in Erzhausen bei Frankfurt. Der Dank für den gemeinsamen Weg und das Wachstum der VEF stand am Beginn des diesjährigen "Familientreffens" ihrer Mitglieder, Arbeitsgruppen und Beauftragten.

Immer mehr Freikirchen, freikirchliche Gruppen und Bünde suchen die Mitgliedschaft in der VEF – die sich als Gegenüber neu entstehender freikirchlicher Gruppen versteht und die gemeinsame Stimme der etablierten Freikirchen ist. Derzeit gehören ihr vierzehn Freikirchen an, die insgesamt ca. 275 000 Mitglieder haben, mit ihren Gottesdiensten und Versammlungen aber rund eine Million Menschen kontinuierlich erreichen. Die in Deutschland im Vergleich zu den Volkskirchen eher kleinen Freikirchen erleben weltweit enormen Zulauf, sind die am stärksten wachsenden christlichen Kirchen.

In Deutschland lässt das Stichwort "Evangelisch" zunächst an die evangelischen Landeskirchen, vereint als EKD, denken. Inzwischen wissen aber nicht nur Eingeweihte, dass hinter manchem, wo "Evangelisch" draufsteht, mehr als die Landeskirchen drin sind. Das gilt für Brot für die Welt, den evangelischen Entwicklungsdienst, das Diakonische Werk, die evangelische Medienarbeit und manches mehr. Hier arbeiten seit Gründung evangelische Freikirchen und Landeskirchen Hand in Hand. So werden selbstverständlich auch im neu entstehenden Zusammenschluss von Brot für die Welt, Evangelischem Entwicklungsdienst (eed) und dem Diakonischen Werk als dem "Evangelischen Zentrum für Entwicklung und Diakonie" nach wie vor die evangelischen Freikirchen mit dabei sein. Denn "Evangelisch" – das sind Landes- und Freikirchen gemeinsam.

Das Eintreten für Minderheiten und Verfolgte ist eines der zentralen Anliegen der Freikirchen. Über die aktuell beschlossene Zusage der Europäischen Union, ihr voran die Bundesrepublik Deutschland, irakische Flüchtlinge aufzunehmen, zeigten sich die Mitglieder der VEF erleichtert. "Es ist ein richtiger Schritt, Menschen, die aufgrund ihres Glaubens Verfolgung erleiden, bei uns aufzunehmen und ihnen ein neues Zuhause zu ermöglichen", so Bischöfin Wenner. Mit der Bitte um Aufnahme verfolgter Iraker hatte sich die VEF an Innenminister Schäuble und Bundeskanzlerin Merkel gewandt. Nun, nach dem positiven Beschluss zur Aufnahme der Flüchtlinge, ruft die VEF darum ihre Gemeinden auf, weiterhin generell für Flüchtlinge und Migranten da zu sein und auch den jetzt nach Deutschland kommenden Irakern Hilfe und Heimat zu bieten. Die VEF sorgt sich um die Religionsfreiheit und die zunehmende Christenverfolgung weltweit. Sie fragt nach Wegen, hierauf angemessen, auch politisch, zu reagieren und wie sie noch besser für die Einhaltung der Menschenrechte und das allgemeine Wohl, nicht zuletzt aber für das Heil der Menschen, da sein kann.

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Was dem Leben dient – ein Ruf zur Umkehr
Wort der Vereinigung Evangelischer Freikirchen zur aktuellen Finanzkrise


In der Mitgliederversammlung der VEF haben wir in unserer Sitzung am 4.12. auch über die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise gesprochen. Gemeinsam sind wir der Überzeugung, dass nicht nur ein angemessenes Krisenmanagement gefordert ist. Es stellen sich auch grundlegende Fragen, die unseren Lebensstil betreffen.

Wir bitten Gott mit den Worten des Vaterunsers, dass sein Reich komme und seine Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden; wir bitten um unser tägliches Brot und die Vergebung unserer Schuld; wir laden alle Menschen ein, zu suchen, was dem Leben dient.

Wir empfinden, dass wir in vielen Dingen "auf Kredit" leben. Wir sind mit unserem Konsum Teil eines Weltwirtschaftssystems, das im sozialen und ökologischen Sinne den Armen und Hungernden und unseren Kindern und Kindeskindern große Lasten aufbürdet.
Darum rufen wir zur Umkehr.

Wir sorgen uns um die soziale und ökologische Situation. Wir erleben uns als ohnmächtig. Uns fehlt in vielen Fragen der Durchblick und eine Perspektive, die dem Leben dient. Aber wir wissen, dass wir in unserer Lebensgestaltung nicht einfach weitermachen dürfen wie bisher. Darum rufen wir zur Umkehr auf.

Wir wollen umdenken und suchen nach einem Lebensstil, der nicht die Folgen eigener Lebensgestaltung verdrängt und Anderen aufbürdet. Wir sind bereit, Verantwortung für unseren Lebensstil zu übernehmen.

Wir wollen mutig der Armut begegnen. Wir wollen uns bescheiden und erkennen, wo wir auf Kosten der Armen leben. Wir wollen diesen Planeten in einer Weise bewohnen, die auch zukünftigen Generationen "Luft zum Atmen" lässt.
Wir laden unsere Schwestern und Brüder in unseren Gemeinschaften und Kirchen dazu ein, neu zu besehen, was im Leben gut und wichtig ist.

Wir wollen uns darauf besinnen, wo unser Herz hingehört, wo unsere Sicherheit und Kraft herkommen und wie wir unser Leben teilen können mit allen Menschen.
Wir glauben und wissen, bei Gott die Fülle zu haben. Darum wollen wir es wagen, aus alten Strukturen auszubrechen und wollen unseren Lebensstil den offensichtlichen Notwendigkeiten unterordnen. Wir strecken uns aus nach Gerechtigkeit zwischen Ohnmächtigen und Mächtigen, Armen und Reichen, unserer Generation und den Generationen, die nach uns kommen – aus der Liebe zu Gott und den Menschen dieser Welt.
Der Reichtum, den Gott uns schenkt, ist größer als die Reichtümer dieser Welt. Die Schätze, die uns locken, sind "himmlische Schätze" - nicht von dieser Welt. Darum wollen wir unser Vertrauen neu auf den lebendigen Gott setzen und falsche Sicherheiten loslassen.

Verabschiedet von der Mitgliederversammlung der VEF am 5.12.2008 in Erzhausen bei Frankfurt am Main.


Was dem Leben dient - ein Ruf zur Umkehr: Wort der VEF zur aktuellen Finanzkrise (pdf-Download)



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