von Polen (Armia Zbawienia)

Königliche Anerkennung für Arbeit der Heilsarmee gegen Menschenhandel in Polen

Herzogin Kate im Gespräch mit Vertretern von Organisationen, die sich gegen Menschenhandel engagieren, u.a. Joanna Trela von der Heilsarmee in Polen (2. v.r.). © flic.kr/ukinpoland

Eine Mitarbeiterin der Heilsarmee in Polen, aus dem Arbeitsbereich gegen Menschenhandel, traf Ihre Königlichen Hoheiten den Herzog und die Herzogin von Cambridge – besser bekannt als Prinz William und Herzogin Kate. Die Begegnung fand während der Reise des Paars durch Polen und Deutschland bei einem Gartenfest im Warschauer Łazienki-Park anlässlich des Geburtstags Ihrer Majestät Königin Elizabeth II statt.

Joanna Trela, Projektmanagerin der Heilsarmee für den Kampf gegen Menschenhandel und moderne Sklaverei in Polen, gehörte zu einer kleinen Gruppe von Organisationen zur Bekämpfung von zeitgenössischer Sklaverei, die die Herzogin von Cambridge zu einem privaten Gespräch über dieses Thema trafen.

Enge Zusammenarbeit zwischen der Heilsarmee in Großbritannien und Polen

Als die Herzogin sich bei der Gruppe nach der Zusammenarbeit innerhalb des Anti-Menschenhandel-Sektors erkundigte, erklärte Joanna, dass viele Polen sich der Risiken des Menschenhandels nicht bewusst seien, wenn sie Stellenangebote annehmen. Weiter beschrieb sie, wie die Heilsarmee in Großbritannien ihre Bemühungen mit Kollegen in Polen und weltweit koordiniert sowie mit anderen Organisationen zusammenarbeitet. Das polnische Heilsarmee-Projekt gegen Menschenhandel wird vom Büro für internationale Projekte (International Projects Office) des Heilsarmee-Territoriums Vereinigtes Königreich mit der Republik Irland finanziell unterstützt.

Nach dem Treffen fasste Joanna Trela ihre Eindrücke zusammen: „Die Herzogin von Cambridge war zweifellos gut informiert und hat sich sehr für das Problem des Menschenhandels interessiert. Es war eine herzliche und entspannte Begegnung und wir haben uns sehr darüber gefreut, dass sie bestätigt hat, wie wichtig die Zusammenarbeit der Heilsarmee auf internationaler Ebene ist, um dieser grausamen Ausbeutung von Menschen ein Ende zu setzen.“

Über die Arbeit der Heilsarmee gegen Menschenhandel in Polen

Die Heilsarmee in Polen klärt Menschen über zeitgenössische Sklaverei in Polen auf und unterstützt ehemalige Opfer bei der Stellensuche. Die Initiative bietet zudem Arbeitssuchenden an, Stellenangebote aus dem Ausland auf Seriösität zu überprüfen, um zu verhindern, dass sie Opfer von Menschenhändlern werden, die sich als Arbeitsvermittler ausgeben. Bislang läuft das Projekt in der polnischen Hauptstadt, im September 2017 wird es jedoch auf die polnischen Heilsarmee-Standorte Rzeszów und Malbork ausgeweitet.

Der Wunsch nach einem besseren Leben wird vielen zum Verhängnis

Opfer von Menschenhandel in Polen oder aus Polen sind in der Regel arbeitslos oder befinden sich noch in Ausbildung. Die meisten von ihnen sind Frauen, doch die Zahl der betroffenen Männer steigt ebenfalls. Die meisten Menschen werden zum Zweck der sexuellen Ausbeutung und der Zwangsarbeit verkauft.

Gründe dafür, dass sie riskante Stellenangebote annehmen, sind hauptsächlich mangelnder Zugang zu angemessener und stabiler Beschäftigung in Polen: Die Löhne sind sehr niedrig, Steuern und Sozialabgaben sind hoch – beides zusammen ergibt einen sehr niedrigen Lebensstandard. In manchen Gegenden ist zudem die Arbeitslosenquote sehr hoch. Polen weist eine negative demografische Entwicklung auf.

Anwerber ist meist ein Mann derselben Nationalität wie das Opfer, dem Opfer meist nicht bekannt, gelegentlich besteht auch eine oberflächliche Beziehung zum Opfer. Manche Anwerber gehören einem internationalen Verbrecherring an, andere üben ihre kriminellen Aktivitäten innerhalb ihrer Familie aus, häufig gemeinsam mit Angehörigen, die im Ausland leben oder ein eigenes Unternehmen aufbauen.

Deutschland ist Zielland Nr. für polnische Opfer von Menschenhandel

Polen und Deutschland sind beim Menschenhandel eng miteinander verbunden, denn die meisten polnischen Opfer werden in Deutschland sexuell ausgebeutet oder zur Arbeit gezwungen. Andere westeuropäische Länder wie Großbritannien und die Niederlande werden ebenfalls genannt, doch Deutschland ist das wichtigste Zielland für polnische Staatsangehörige, sowohl als Opfer von Menschenhandel als auch im Rahmen der allgemeinen Migration. Die meisten Opfer, die wiederum durch den Menschenhandel nach Polen kommen, stammen aus Weißrussland, Bulgarien, der Ukraine, Vietnam und von den Philippinen.

Zusammenarbeit mit anderen Organisationen

An der Bekämpfung des Menschenhandels beteiligen sich sowohl staatliche Institutionen als auch Nichtregierungsorganisationen. Alle stoßen jedoch auf unzureichende Rechtsvorschriften. Bis zu 50 % der Gerichtsverfahren werden aufgrund der Art der Beweise eingestellt. Zudem werden die Opfer häufig stereotyp wahrgenommen. Das betrifft besonders Frauen, die sexuell ausgebeutet wurden und entweder als „demoralisierte Mädchen“ oder „berechnende Prostituierte“ gelten.

Neben der Verstärkung von Maßnahmen, um die Rechte der Opfer zu gewährleisten, der psychologischen und materiellen Unterstützung und den Schutz von Kindern vor Ausbeutung, ist die Heilsarmee in Polen derzeit in folgenden Bereichen aktiv:

  • Mitgliedschaft im nationalen Netzwerk von Nichtregierungsorganisationen gegen Menschenhandel sowie Zusammenarbeit mit staatlichen Institutionen, die an der Bekämpfung des Menschenhandels beteiligt sind.
  • Präventionsarbeit unter Jugendlichen, Armen und Obdachlosen, die zur Risikogruppe gehören (Veröffentlichung von Faltblättern, Postern, Flyern und Broschüren).
  • Mitwirkung an Aufklärungskampagnen über die Gefahren des Menschenhandels.
  • Arbeit mit Opfern von Menschenhandel durch Bereitstellung von Unterkünften, u.a. in Zusammenarbeit mit anderen Hilfsorganisationen.
  • Einrichtung einer Beratungsstelle/Website zum Thema Arbeiten im Ausland.

Die Heilsarmee arbeitet in diesem Bereich stark mit der Organisation La Strada zusammen. So kann sie gewährleisten, dass polnische Opfer von Menschenhandel, denen die Heilsarmee bei der Befreiung aus sklavenähnlichen Verhältnissen geholfen hat, bei ihrer Rückkehr nach Polen weiter fachlich begleitet werden.

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