von THQ

Mit Fußball am Ball bleiben

Zwei Männerwohnheime in Köln messen sich im Match 

Die Mannschaft der Heilsarmee im weißen Trikot

Wehmütig blickt Pascal* auf den Platz. „Gut gemacht” ruft er einem Mitspieler zu, der dem gegnerischen Innenverteidiger gerade einen Ball abgenommen hat. Leider kann Pascal nicht mehr mitspielen. Er ist krank. Wenn er sich zu schnell bewegt, kommt die Atemnot. Trotzdem ist er dabei, wenn die Mannschaft aus dem Erik-Wickberg-Haus gegen das Haus Rupprecht Straße antritt.

Zwölf Spieler kicken auf dem Platz in der angemieteten Halle. Die Männer sind begeistert: Seit gut zehn Jahren gibt es wieder ein Fußballspiel zwischen den beiden Kölner Einrichtungen. René Gehrmann, Mitarbeiter des Erik-Wickberg-Hauses, hat das Treffen organisiert. Neun Männer haben sich angemeldet. „Wir wollen, dass unsere Bewohner rauskommen", sagt er. „Hier können sie sich mit anderen Männern messen, es gibt Erfolgserlebnisse."

In den Wohnheimen fehlt es oft an Kontakten zur Außenwelt, die Männer bleiben unter sich. Deshalb organisiert die Leitung des Erik-Wickberg-Hauses jeden Monat ein besonderes Event. Ob Kino, Schwarzlichtminigolf, Ausflüge zur Grillhütte oder ein Besuch in der Ausstellung „Körperwelten" - für jeden Geschmack ist etwas dabei. Besonders begehrt sind die Sportangebote, sagt Gehrmann. „Wenn ein Besuch beim Kölner FC auf dem Programm steht, gibt es besonders viele Anmeldungen."

Die Perspektivlosigkeit sei bei den ehemals wohnungslosen Männern das große Problem, sagt Gehrmann. Der Kontakt zur Familie sei oft abgerissen, der Freundeskreis überschaubar und auf dem Arbeitsmarkt bieten sich kaum Chancen.

Pascal wohnt seit einigen Jahren im Wickberg-Haus. Fußball ist seine Welt. Mit Freunden schaut er sich jedes FC-Spiel an. Deshalb ist es für ihn Ehrensache, seine Mitbewohner beim Match anzufeuern. Er weiß, wie wichtig das ist. Denn in seiner Jugend hat er selbst aktiv gespielt. Bis zum 17. Lebensjahr war er Mittelstürmer beim SV Deutz 05. Doch dann begann seine Drogenkarriere, er handelte mit Hasch, für die Kameraden ein schlechtes Vorbild. Der Verein schmiss ihn raus. „Das war eine Woche vor einem Turnier in Lloret de Mar", ärgert er sich noch heute. Die lange Zeit als Obdachloser auf der Straße und der Drogenkonsum haben viele Spuren hinterlassen. Noch immer kämpft er mit der Sucht.

12:10 - das Team aus Haus Rupprecht Straße hat gewonnen. „Für unsere Bewohner ist das ein tolles Erlebnis, freut sich Nadja Kriescher. Die Angestellte aus dem Haus Rupprecht Straße hat sogar eine Vuvuzela mitgebracht, um die Bewohner zu unterstützen. Ihre Einrichtung kümmert sich um Männer, die aus der Haft entlassen wurden, aber noch keine Bleibe haben. 

Auf dem Spielfeld klatschen sich die Spieler ab. Es war ein faires Spiel - kein Foul, kein Streit. René Gehrmann hat für den Sieger einen kleinen Pokal mitgebracht. „Das ist ein Wanderpokal", betont er auf dem Platz. „Wir hoffen, dass es bald ein weiteres Match gibt."

* ‎Name geändert

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