von THQ

Meine Rüstung in Top-Zustand

Gedanken zur Leitertagung in Burbach

Ich sitze im Zug Richtung Burbach, mein Kopf ist voll mit Dingen, die in den letzten Tagen geschehen sind oder hätten geschehen sollen. Eigentlich habe ich keine Zeit für eine Leiterkonferenz, es gibt viel zu viel zu tun.

Dennoch sitze ich hier und lasse Hannover langsam hinter mir. Während rechts und links von mir die Stadt langsam der Natur Raum lässt, entwirren sich meine Gedanken. Ich atme tief durch; ich habe kein Telefon vor mir, das jederzeit mit einer dringenden Anfrage klingeln könnte, kein Programm oder Gottesdienst vorzubereiten, keine unendliche To-do-Liste, die mich zwingt umher zu rennen, um in kürzester Zeit so viel wie möglich erledigen zu können. Ich muss - nein, ich darf einfach sitzen und meine Gedanken baumeln lassen.

Innehalten und Revue passieren lassen

Ganz schön viel ist seit der Konferenz im vergangenen Jahr geschehen und ich habe kaum Zeit gehabt, innezuhalten und das Ganze mit ein bisschen Distanz zu betrachten. Noch weniger Zeit hatte ich, um nach vorne zu schauen und zu überlegen, was noch kommen könnte - Träume, Pläne, Visionen, dafür hat man im Alltag sehr wenig Zeit. Ich fühle mich müde, aber als Offizier ist das keine Neuigkeit: Wir sind eine Armee, ständig aktiv, ständig unterwegs, ständig in einem Kampf für die Seele von Menschen oder in den laufenden Veränderungen dieser Welt involviert. Wer hat da schon Zeit stillzusitzen?

Ich glaube, meine Gedanken sind nicht viel anders als die der meisten Offiziere weltweit, die sich seit Jahrzehnten einmal im Jahr auf dem Weg zu ihrer Leiterkonferenz machen. Früher hieß sie noch Rüstzeit, da verstand man ein wenig besser, wozu sie gut war und warum den Offizieren der Heilsarmee eine solche „gezwungene“ Auszeit angeboten wurde: wenn man in einem ständigen Kampf verwickelt ist, muss man sich dafür rüsten, aber auch lernen, neue Kraft zu schöpfen.

Wertvoller Input und Austausch

Und genau dafür hat diese Konferenz Raum geschaffen: Wir hatten Zeit, um uns mit den Kollegen über Siege und Niederschläge auszutauschen und wir genossen die Zeit zum Lobpreisen und zum Gebet. Manche von uns nutzten die Möglichkeit, im Wald Ruhe zu finden oder im Gemeinschaftsraum auf Freunde zu treffen. Die junge Generation der Offiziere teilte ihre Erfahrungen aus der Anfangszeit im Offiziersdienst. Aus dem Hauptquartier bekamen wir wichtige Informationen für unsere alltägliche Arbeit und ein Gastredner gab uns wichtige Tools, um hoffnungslose Situationen völlig zu verändern. Am geistlichen Tag wurden wir daran erinnert, dass das Wasser des Lebens und das Leben in seiner Fülle nicht nur für diejenigen da ist, denen wir dienen, sondern auch für uns selbst.

Ich bin leidenschaftlich gern Offizierin und von meiner Berufung überzeugt. Ich muss aber erkennen, dass gezwungene Auszeiten für uns ein Geschenk und hin und wieder notwendig sind. Mir erlauben sie, mich auszuruhen, meine Gedanken weit vom Alltagschaos zu sortieren, die Zukunft zu planen, aber auch zu träumen. In diesen wichtigen Auszeiten werde ich daran erinnert, dass ich nicht alleine bin im Kampf und auch daran, dass meine Rüstung in einem Top-Zustand sein muss, um die täglichen Herausforderungen zu bestehen.

Als ich im Zug zurück nach Hannover sitze, fühle ich mich ausgeruht und ausgerüstet - mit neuen Träumen, Plänen und neuer Kraft für Gottes Reich zu kämpfen. Dafür bin ich dankbar.

Christine Tursi
Leutnantin, Korps Hannover

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