von Geistliches Leben

Liebe, die den Schmerz wählt – aus gutem Grund

Nachfolgender Text ist ein Auszug aus der Ausgabe 4/2019 des Heilsarmee-Magazins.

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Gott ist Liebe. Diese Aussage wird von Menschen infrage gestellt, die sagen, dass ein liebender Gott seinen Sohn niemals in einen grausamen und qualvollen Tod schicken würde. So kann nur jemand denken, der glaubt, dass das Leben Jesu im Grab endet und nicht nach der Auferstehung weitergeht.

Liebe bedeutet nicht, Schmerzen um jeden Preis zu vermeiden. Liebe bedeutet manchmal, den Schmerz anzunehmen, um ein größeres Ziel zu erreichen. Jesus wurde nicht gezwungen, den Weg zum Kreuz zu gehen. Er tat es bereitwillig, weil er seinen Vater liebte und weil er Sie und mich liebt, denen sein Gehorsam zugutekommt. Das steht in deutlichem Kontrast zu all dem Leiden, das wir heute in der Welt sehen. Unschuldige Menschen sind Opfer von Konflikten und Sklavenarbeit – und dies nur zu dem Zweck, dass die Herrschenden an der Macht bleiben und ein paar wenige Menschen reich werden.

Was wäre, wenn …
Ich finde es interessant, mir vorzustellen, was geschehen wäre, wenn Gott nach der menschlichen Denkweise gehandelt hätte, Schmerz und Tod weitmöglichst zu vermeiden. Dann wäre Pilatus seinem Gewissen gefolgt und hätte Jesus freigelassen. Doch zuerst hätte er seinen Soldaten erlaubt, ihn zu verspotten und auszupeitschen, um ein Exempel zu statuieren. Dann wäre Barabbas der dritte Mann am Kreuz gewesen. Petrus und die anderen Jünger hätten sich vielleicht getraut, hervorzutreten und sich um den schwer verletzten Jesus zu kümmern. Die jüdischen Anführer und ihre Spione hätten die versprengte Gruppe der Jünger wahrscheinlich im Auge behalten, Jesus aber nicht als große Gefahr eingeschätzt. Nach der demütigenden Behandlung und bei dem schlechten körperlichen Zustand hätte er nicht mehr wie eine bedrohliche Messiasfigur gewirkt.

Wenn so das Ergebnis von drei Jahren des Lehrens und Wunderwirkens aussähe, erschiene Gottes Liebe tatsächlich wie leere Worte. Wäre Jesus vom Kreuz gerettet worden, hätte er bestenfalls dreißig weitere Jahre gelebt und wäre eine Legende geworden. Nichts besonders Weltveränderndes. Die Geschichte eines Helden kann andere ermutigen, seinem Beispiel zu folgen, doch ein Held aus der Vergangenheit hat keine Autorität, Sünden zu vergeben, Schuld zu tilgen und uns ein vom Heiligen Geist erfülltes Leben zu schenken.

Gott selbst nimmt die Strafe auf sich
Glücklicherweise hat nicht menschliches Denken über den Gang der Ereignisse entschieden. Da Jesus Gott in einem menschlichen Körper war, bedeuten sein Tod und seine Auferstehung viel mehr als dass er ein Märtyrer war. Als Jesus stirbt, ist es Gott selbst, der die Schuld und Strafe auf sich nimmt, die eigentlich der Menschheit zuzurechnen sind. Der Prophet Jesaja erwähnte das bereits 700 Jahre, bevor es geschah:

Fürwahr, er trug unsre Krankheit
und lud auf sich unsre Schmerzen.
Wir aber hielten ihn für den, der geplagt
und von Gott geschlagen und gemartert wäre.
Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet
und um unsrer Sünde willen zerschlagen.
Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten,
und durch seine Wunden sind wir geheilt.
Jesaja 53,4–5

Diese Worte aus der Vergangenheit haben sich im Tod Jesu erfüllt. Was für menschliche Augen wie das Ende des Wirkens Jesu schien, war erst der Anfang der heilenden Liebe Gottes, die sich durch gewöhnliche Menschen in die ganze Welt ausbreitet. Dieselbe Kraft, die Jesus von den Toten auferweckt hat, kann auch Sie und mich erfüllen. Das würde niemals zutreffen, wenn es eine menschliche Idee wäre. Doch Gott sei Dank ist das nicht der Fall.

 

Kommandeurin Marie Willermark
Leiterin der Heilsarmee in Deutschland, Litauen und Polen

 

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