von THQ

Freikirchlicher Politikbeauftragter in NRW

Erstmals werden evangelische Freikirchen in einem deutschen Landtag durch einen eigenen Politikbeauftragten vertreten.

Freikirchlicher Politikbeauftragter in NRW: Erstmals werden evangelische Freikirchen in einem deutschen Landtag durch einen eigenen Politikbeauftragten vertreten. Der Baptisten-Pastor Joost Reinke (Herne) wurde am 25. Januar in Düsseldorf in sein neues Amt in Nordrhein-Westfalen (NRW) eingeführt und in einem Gottesdienst für seine Aufgabe gesegnet. Der 41-jährige Theologe, Vater von fünf Kindern, versieht seinen Dienst nebenamtlich. Dafür hat ihn seine Heimatgemeinde, die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde in Herne, für zwei Tage im Monat freigestellt. "Die Arbeit des Politikbeauftragten zeigt, dass die Freikirchen sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sind", erklärte Reinke. Er wolle als Beauftragter am Sitz von Landtag und Landesregierung "keine Lobbyarbeit" betreiben oder "Gelder sammeln", sondern "bei Grundsatzfragen die Stimme erheben", sagte er vor Journalisten. In diesem Zusammenhang bezeichnete er "ethische Fragen" als Arbeitsschwerpunkte, etwa Fragen des Lebensrechts, Fragen zu Anfang und Ende des Lebens, der Euthanasie, zu Abtreibung oder Familienfragen. Hier werde er im Dialog mit den politisch Verantwortlichen die Überzeugungen der Freikirchen zum Ausdruck bringen. Auch das Thema "Wahrhaftigkeit" im politischen Leben sei ihm wichtig. Wenn Politiker "das Jesus-Wort ‚Euer Ja sei ein Ja – und euer Nein ein Nein’ noch stärker beherzigen" würden, wäre viel erreicht.

Reinke ist beauftragt von fünf evangelischen Freikirchenverbänden in Nordrhein-Westfalen, die die Arbeit auch finanzieren: dem Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, dem Bund Freier evangelischer Gemeinden, der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, dem Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden und dem Mülheimer Verband Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden. Mit ihrer Beauftragung betreten die Freikirchen "Neuland", sie seien aber mit ihrem Modell schon "bundesweit auf Interesse gestoßen", erklärten Vertreter der Freikirchen während der Pressekonferenz.

In seiner Ansprache im Gottesdienst betonte Peter Strauch, Präses im Bund Freier evangelischer Gemeinden, die Mitverantwortung der Christen im politischen Leben. "Die Zehn Gebote gelten nicht nur in der Kirche, sondern auch im Rathaus – in Düsseldorf, in NRW, ja überall", sagte Strauch. Am Beispiel der öffentlich am Pranger stehenden Siemens-Manager, des früheren VW-Personalvorstands Peter Hartz oder des israelischen Präsidenten Mosche Katzav verdeutlichte er, "wie spannend es sein kann, die Zehn Gebote in den Alltag einzubeziehen". Diese "Bedienungsanleitung Gottes gilt allen", denn "jede Gesellschaft braucht einen ethischen Minimalkonsens", führte er aus. Darum gilt es für die Kirchen wie für Politiker "in Verantwortung vor Gott standzuhalten und für seine Überzeugungen einzutreten".

Während der Festveranstaltung sprachen Vertreter aller im Landtag vertretenen Parteien sowie der Theologe Matthias Schreiber vom Büro des Ministerpräsidenten dem neuen Politikbeauftragten Joost Reinke nicht nur ihre besten Wünsche aus, sondern versprachen auch "offene Türen, um die wichtigen Fragen zu besprechen". Denn "Politik braucht mehr christliche Prägung", sagte der CDU-Abgeordnete Volkmar Klein.
Jörg Podworny: © CHRISTSEIN HEUTE

Zurück