Europäisches Treffen gegen Menschenhandel
Im holländischen Ede trafen sich die National Contact Persons (NCP´s) der europäischen Heilsarmee zur Tagung Community of Practice - Greater Depths
Wie können wir dem Menschenhandel, der Modernen Sklaverei und den Auswüchsen der sexuellen Ausbeutung begegnen? Darum ging es in der Tagung, zu der aus fast allen Territorien Europas die zuständigen NCP’s angereist waren. Nach einer Vorstellungsrunde – viele kannten sich nach über zwei Jahren Corona nur virtuell, andere waren neu dabei – und einer Einführung ins Thema referierte Anne Makumi, Afrika-Koordinatorin der Heilsarmee gegen Menschenhandel über die Arbeit dort. Nicht nur innerhalb des Kontinents blüht die Moderne Sklaverei, sondern sehr viele Menschen werden von dort nach Europa oder in den Mittleren Osten verschleppt, um in dubiosen Arbeitsverhältnissen oder aber in der Prostitution ausgebeutet zu werden. Hier kann die internationale Zusammenarbeit innerhalb der Heilsarmee greifen.
Die NCP‘s jeden Landes erläuterten ihre ganz spezielle Arbeit vor Ort. Diese kann sehr unterschiedlich sein, je nach Nöten und Bedarfen. So wird in den osteuropäischen Ländern zum Beispiel viel Präventionsarbeit geleistet, an den Grenzen Richtung Ukraine werden Geflüchtete versorgt und vor Menschenhändlern gewarnt. Strategien zum Schutz der Menschen werden entwickelt, die ähnlich auch in den reicheren „Zielländern“ angewendet werden. Der Fokus liegt hier darauf, Menschen aus prekären Arbeitsverhältnissen oder aus der sexuellen Ausbeutung herauszuholen. Hier ist enge Zusammenarbeit mit Polizei und Zoll wichtig, ebenso wie Kontakte mit Behörden und Regierungen. Außerdem hat jedes Land einen Nationalen Aktionsplan erstellt, über den sich die NCP’s ausgetauscht haben, um noch effektiver handeln zu können.
Ein sehr interessantes Thema stellte Malaika Oringo aus den Niederlanden vor. Sie ist Gründerin von „Footprint to Freedom“, einem Gremium, das sich um die Survivors, die Überlebenden von Menschenhandel und sexueller Ausbeutung, kümmert. Malaika zeigte die Wichtigkeit dieser Arbeit auf, da von den Survivors wertvolle Hinweise in die Präventionsarbeit einfließen können.
Fast ein MUSS war ein Besuch ins eine Stunde entfernte Amsterdam. Hier führte unser Weg natürlich ins abendliche Rotlichtviertel, das mit seinen Grachten so wunderschön aussieht, obwohl hinter den Fenstern und Mauern in der Prostitution viel Elend herrscht. Nur kurze Blicke in die Gesichter der sich anbietenden Frauen und Transpersonen reichten, um zu sehen, dass sie sich hinter einer Maske aus Schminke und einem „Ich bin es nicht wirklich“-Gesicht verstecken. In diesem Milieu lebte und wirkte die Heilsarmee-Majorin Bosshardt, die Jahrzehnte lang wie ein Engel für die Frauen, aber auch für arme Menschen da war. Sie wurde mit einer Bronzefigur ihrer Person auf einer Brücke gewürdigt, die auch ihren Namen trägt. Dort besuchten wir in einer der engen Gassen auch das „Alida Bosshardt Haus“, in dem über ihre Arbeit und die Menschen dort berichtet wird. Außerdem waren wir in einer Teestube und einer Lebensgemeinschaft von Christen zu Gast, die die Botschaft von Jesus in dieses eigentlich wunderschöne, aber doch so dunkle Viertel tragen möchten.
Erwähnenswert zum Schluss ist unbedingt das Hotel, in dem die Tagung stattfand. Das Hotel Belmont 50/50 in der Stadt Ede wird von der Heilsarmee betrieben, und das mit einem ganz bestimmten Auftrag. Hier wird Menschen, die bisher eher eine Distanz zum Arbeitsmarkt hatten, eine auf sie angestimmte Arbeitsstelle geboten, um sie wieder in den Arbeitsmarkt einzugliedern. Dass das gelingt, zeigt das Ambiente dieses wunderschönen Hauses und seiner gepflegten parkähnlichen Außenanlage. Sehr empfehlenswert!
Zusammenfassend ist zu sagen, dass es sehr schön war, die anderen NCP’s zu treffen, kennenzulernen, Beziehungen zu vertiefen und voneinander zu lernen. Das kann sich nur positiv auf die Arbeit der Heilsarmee in Europa gegen Menschenhandel auswirken.
