Ein Datum, das niemand vergisst: 9/11
Fast jeder Mensch weiß, was er am 9. September 2001 getan hat. An jenem Tag verfolgten Menschen auf der ganzen Welt in den Nachrichten, dass zwei Flugzeuge absichtlich in die „Zwillingstürme“ des World Trade Centers in New York geflogen worden waren, die daraufhin einstürzten. Ein weiteres Flugzeug wurde in das Pentagon geflogen, und ein viertes stürzte in Pennsylvania ab – das koordinierte Werk von Terroristen.
Die Heilsarmee war damals die erste Hilfsorganisation am „Ground Zero“, dem Epizentrum der Ereignisse an jenem schicksalhaften Dienstagmorgen in New York. Einsatzteams der Heilsarmee trafen innerhalb einer halben Stunde nach dem Einschlag des ersten Flugzeugs in den Nordturm ein.
Die Heilsarmee verbrachte die darauffolgenden neun Monate damit, eine Hilfsaktion mit dem Namen „Operation Compassion Under Fire“ (Mitgefühl unter Feuer) durchzuführen. Mehr als 40.000 Offiziere, Mitarbeiter und Freiwillige leisteten bis zum Abschluss der Operation im Mai 2002 rund eine Million Arbeitsstunden und gaben etwa 3,2 Millionen Mahlzeiten aus. Zur Unterstützung dieser Arbeit wurden rund 122 Millionen Dollar gespendet.
Im Folgenden berichtet Majorin Elizabeth J. Roby, Heilsarmeeoffizierin in den USA, über die Einsätze in der ersten Woche ab dem 9. September 2001:
Dienstag, 11.09.2001
Nach den verheerenden Terroranschlägen auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington, D. C., sind Kadetten und Offiziere der Offiziersschule der Heilsarmee unter den ersten, die vor Ort mit Hilfsmaßnahmen beginnen. Die New-York-Division der Heilsarmee mobilisiert sofort alle zur Verfügung stehenden Kräfte. Dutzende Offiziere und etwa 30 Freiwillige leisten Hilfe, Kantinenwagen sind im Einsatz und an der Brooklyn Bridge werden warme Mahlzeiten verteilt.
Drei Kantinenwagen der Heilsarmee sind beim Pentagon in Washington positioniert. Viele Heilsarmeeoffiziere leisten auch seelsorgerlichen Beistand. Auf Bitte des Pentagons baut die Heilsarmee einen großen Bereich mit Zelten und Tischen auf, um militärisches Personal, das im Hilfseinsatz ist, mit Mahlzeiten und Erfrischungen zu versorgen. Die Arbeit der Heilsarmee geht rund um die Uhr weiter und immer mehr Helfer kommen dazu.
Die ganze Welt reagiert fassungslos auf die Terroranschläge. Aus ganzem Herzen trauern Salutisten in aller Welt mit den Opfern.
Mittwoch, 12.09.
Während die Menschen in New York sich nur langsam mit dem schrecklichen Anschlag und dem noch nicht abschätzbaren Verlust von Menschenleben auseinandersetzen können, bekommen sie Unterstützung aus aller Welt. Etwa 1200 Freiwillige und 150 Heilsarmeeoffiziere und Mitarbeiter sind an den Hilfsmaßnahmen beteiligt. Täglich werden aus acht Kantinenwagen an der Unglücksstelle sowie aus fünf weiteren Wagen beim Außenposten in New Jersey 100 000 Mahlzeiten verteilt. Weitere Kantinenwagen sind bei einem provisorischen „Leichenschauhaus“ im Einsatz, wo auch ein Seelsorgeteam arbeitet. Mitarbeiter und Kadetten der Offiziersschule der Heilsarmee und das New-York-Temple-Korps stellen 140 Betten für Verletzte und Rettungshelfer auf, außerdem werden Unterkünfte und Ruhezonen bereitgestellt. Hunderte Menschen werden seelsorgerlich betreut. Freiwillige Helfer werden auf unbestimmte Zeit bei den anhaltenden Aufräumarbeiten benötigt.
Donnerstag, 13.09.
Die Heilsarmee richtet ein Callcenter ein, indem Informationen zu folgenden Bereichen zu erhalten sind: Freiwilligenarbeit, Spenden, Gebete und geistliche Unterstützung, Anfragen zu Familienangehörigen.
Außerdem wird mit einer Verpflegungsaktion am O’Hare International Airport in Chicago begonnen. Die Helfer, u. a. 30 Kadetten aus der Heilsarmeeoffiziersschule, sind rund um die Uhr im Einsatz, täglich werden über 4000 Mahlzeiten vor allem an Hilfskräfte und an das Flughafenpersonal verteilt.
Auch im Territorium Kanada und Bermuda hilft die Heilsarmee Flugpassagieren, Lkw- und Pkw-Fahrern, die an den plötzlich geschlossenen Grenzen warten müssen. Die Mitarbeiter stehen ihnen mit heißen Getränken, Lebensmitteln und praktischer Hilfe zur Seite. Am wichtigsten sind seelsorgerlicher Beistand und Ermutigung.
Freitag, 14.09.
Der Präsident der Vereinigten Staaten, George W. Bush, besucht die Unglücksstelle. Unter denen, die von ihm persönlich gegrüßt werden, ist auch Dr. Norm Raymond, Mitglied der Heilsarmee in Ohio, der zusammen mit zwei befreundeten Psychiatern Trauerbegleitung anbietet. Als er das Heilsarmeelogo auf der Jacke von Dr. Raymond sieht, schüttelt der Präsident ihm herzlich die Hand und signalisiert ihm ein „Daumen hoch!“
Während der Rettungs- und Bergungsarbeiten in den Trümmern in New York bitten die Helfer um den Beistand eines Seelsorgers bei den Fahrten zum Leichenschauhaus – Heilsarmeeoffizier Kapitän Hector Medina übernimmt diese Aufgabe.
Sonntag, 16.09.
In New York legen die Mitarbeiter der Heilsarmee eine Pause für eine Gebetszeit ein, um für die Betroffenen der Katastrophe, die Rettungshelfer und füreinander zu beten und neue Kraft zu schöpfen. Vor dem Divisionshauptquartier in der 14th Street spielt ein Brass-Ensemble des Hempstead Citadel Corps der Heilsarmee „Amazing Grace“ und „America“, während die freiwilligen Helfer die Lkws mit Sachspenden beladen.
Hunderte Freiwillige und Heilsarmeeoffiziere teilen weiterhin Mahlzeiten aus und leisten den Rettungshelfern, die sich durch die Trümmer arbeiten, seelsorgerlichen Beistand. Zurzeit sind 14 Kantinenwagen im Einsatz, über 100 Lkw-Ladungen Sachspenden von ca. 100 000 Privatpersonen sind eingegangen.
Montag, 17.09.
Alle Mitglieder der Footballmannschaft „Jets“ aus New York inklusive Trainer und Präsident ziehen Heilsarmee-T-Shirts über und helfen mit. Aus Sicherheitsgründen arbeiten sie nicht in den Kantinenwagen, sondern helfen beim Beladen, schleppen Wasserkanister und sprechen mit Betroffenen im Familienzentrum.
Dank einer großzügigen Spende kann die Heilsarmee über 3000 Telefonkarten an Mitarbeiter des Militärs, Feuerwehrleute und Rettungshelfer verteilen, damit diese ihre Familie und Freunde anrufen können.“
Majorin Molly Shotzberger, Notfallseelsorgerin der Heilsarmee berichtet: „Ich wurde zu einer Gruppe Feuerwehrleute gerufen, die um einen toten Kollegen stand, den sie aus dem Schutt geborgen hatten. Nachdem ich ein Gebet gesprochen hatte, wurde der Tote liebevoll in einen schwarzen Sack gelegt und in einem Krankenwagen zum Leichenschauhaus gebracht. Nach dem Gebet gab es keine Worte – nur Tränen und Umarmungen. Wir begannen gerade erst den Mantel der Trauer zu teilen, der sich wie eine schwere Last auf die Betroffenen legte.“