von Geistliches Leben

Der Virus geht um

Falco war in den 1980ziger Jahren einer der populärsten Sänger und ein musikalisches Aushängeschild, seiner österreichischen Heimat.

In einer Quizsendung gab es neulich eine Frage zu einem seiner bekanntesten Lieder – „Der Kommissar“. Im Refrain heißt es: „Drah' di net um, oh oh oh. Schau, schau, der Kommissar geht um, oh oh oh.“

Bei uns geht eher selten der Kommissar herum. In den heutigen Zeiten heißt es eher: Dreh dich nicht um, der Virus geht um!

Die Zahlen, die mehrmals am Tag veröffentlicht werden, sind erschreckend. Die Menschheit wird neuerdings in zwei Kategorien eingeteilt, Infizierte und nichtinfizierte Mitbürger.

Ich gehe in den Supermarkt und es stellt sich nur eine einzige Frage: Werde ich einer infizierten Person begegnen? Argwöhnisch beobachte ich die Kunden, sehe die Streifen, die auf den Boden geklebt wurden und achte peinlich genau darauf den Abstand einzuhalten. Ich brauche keine Angst zu haben, dass mir der nächste den Einkaufswagen in die Beine fährt. Die Kassiererin, die ich seit Jahren kenne, sitzt hinter einer Plexiglasscheibe und reicht die Waren durch einen kleinen Schlitz. Ein zusätzlicher Einkaufswagen sorgt für noch mehr Abstand.

Die Welt hat sich nicht verändert. Von meinem Schreibtisch aus sehe ich die gleichen Häuser, die gleichen Bäume und Sträucher den gleichen Himmel und die gleiche Sonne, die vom wolkenlosen Himmel scheint. Und doch scheint in dieser Zeit alles anders zu sein. Der Virus geht um. Keiner weiß, wer als nächster dran ist. Dinge, die bis gestern noch völlig normal waren, werden heute neu bewertet. Brauche ich unbedingt etwas aus dem Supermarkt? Kann ich heute zuhause bleiben? Was bieten Keller und Kühlschrank?

Besuche werden abgeblasen. Gottesdienste fallen aus. Der Urlaub steht auf der Kippe. Was kann ich tun und was muss ich lassen?

Es gibt so vieles was ich tun kann. Beim Kuchenbacken fällt mir eine Frau ein. Sie liebt diesen Kuchen. Schon als meine Mutter ihn früher zum Frauenkreis mitbrachte. Und wenn ich diesen Kuchen in die Gemeinde mitbrachte, sprachen wir jedes Mal darüber. Vom Gedanken zur Tat waren es nur ein paar Schritte. Wir packen ein Päckchen. Fahren bei der Frau vorbei. Stellen den Kuchen vor die Tür und schellen. Bevor sie an die Tür kommt sitzen wir schon wieder im Auto. Im gemessenen Abstand sprechen wir kurz. Die Freude ist groß. Sie ist ansteckend und wir fahren glücklich wieder nach Hause.

Der Virus geht um. Wir wissen nicht, wann wir ihm begegnen.

Auf meinem Schreibtisch steht ein Tageskalender, für heute ist ein Bibelwort angegeben:

Ob ich gehe oder liege – du siehst mich, mein ganzes Leben ist dir vertraut.
Psalm 139,3

„Danke Gott das ich mit meinem ganzen Leben dir bekannt – vertraut bin. Ich will dir vertrauen.“

Major Alfred Preuß

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