von Geistliches Leben

Buß-Tag ist Booth-Tag

Mit dem Buß- und Bettag können viele Menschen nicht mehr so viel anfangen. Er wurde 1995 als gesetzlicher Feiertag zur Finanzierung der Pflegeversicherung bundesweit gestrichen. Nur die Sachsen unter ihrem damaligen Landesvater Kurt Biedenkopf widersetzten sich tapfer – der Buß- und Bettag blieb im Freistaat Sachsen weiterhin ein arbeitsfreier Feiertag. Dennoch spielt er in kirchlichen Kreisen noch immer eine Rolle, auch in der Heilsarmee. Und das hat eine lange Tradition. Als General William Booth 1904 die deutsche Hauptstadt besuchte, musste der Winterbau des Zirkus Busch angemietet werden. 10.000 Zuhörer wurden in den beiden Veranstaltungen gezählt. Ein Student Namens Theodor Heuss gehörte zu den Besuchern. William Booth hinterlässt bei ihm einen prägenden Eindruck. Der spätere Bundespräsident spürt: Im Heilsarmee-Gründer vereinen sich Macht und Liebe.
Damals entstand der Ausspruch „Bußtag ist Booth-Tag“ mit dieser Lautmalerei wollte man betonen, dass es bei William Booth immer um Buße, das heißt die Umkehr zu Gott geht. Er sagte seinerzeit:

„Ich bin der Überzeugung, dass die größten Gefahren, die dem kommenden Jahrhundert bevorstehen, folgende sind: eine Religion ohne den Heiligen Geist, eine Christenheit ohne Christus, eine Vergebung ohne Buße, eine Erlösung ohne Wiedergeburt, eine Politik ohne Gott und ein Himmel ohne Hölle.“

Schon in den ersten Versammlungen der Heilsarmee wurde deutlich, dass es keine Vergebung ohne Buße gibt. Nach jeder Predigt wurde dazu eingeladen, an den Gebetsbänken niederzuknien. Oft musste improvisiert werden, wenn es in den Freiversammlungen keine anderen Möglichkeiten gab, diente die große Trommel als Ort, an dem sich Menschen vor Gott niederknieten. Hier bekannten sie ihre Sünden und erfuhren göttliche Vergebung.

Szene aus dem Musical "Glory" Wir suchen beide den gleichen Heiland

Dass die Gebetsbank oder Bußbank, wie sie noch heute genannt wird, nicht nur für die „schlimmsten Sünder“ nötig war, erzählt Edward H. Joy in dem Buch „Das alte Korps“. Der militärische Begriff Korps ist nach wie vor die Bezeichnung einer örtlichen Gemeinde der Heilsarmee. In den Korps aus der Gründerzeit gab es einen regen Zulauf von allerlei Menschen, die nicht jeder gerne zu nahe an sich herankommen lassen wollte. Die Hygiene stimmte nicht immer und so verbreitete sich manch unangenehmer Duft. Von so jemanden, dem „schmutzigen Jimmy“, erzählt der Autor in seiner Geschichte des Korps Folkestone in England. Lady B., eine echte Aristokratin, bildete den krassen Gegensatz zu Jimmy. Sie fuhr mit ihrer Kutsche vor, ein Bediensteter trug ein weiches Kissen zu ihrem Stuhl und sie gab Anweisung zu welcher Zeit sie wieder abgeholt werden wollte. Kaum einer nahm Notiz von Jimmy aber jeder reckte seinen Hals, um nur ja nichts zu verpassen, was da mit Lady B. vor sich ging. Eines Tages kam Lady B. zur Bußbank. Jeder hielt den Atem an. Und dann geschah es: auch Jimmy erhob sich und ging mit unsicheren Schritten nach vorne und kniete nur eine Handbreit von Lady B. an der Bußbank. „Rück ein bisschen, Jimmy,“ sagte der Kapitän. Er war darauf bedacht, dass die Aristokratin nicht zu viel von dem Gestank abbekam. Lady B. hob ihr tränenbenetztes Gesicht und warf einen Blick auf das „schreckliche Exemplar“ in ihrer unmittelbaren Nähe: „Lassen sie ihn nur. Wir suchen doch beide denselben Heiland!“
Der „schmutzige Jimmy“ erhob sein staubiges Gesicht und sah sie an. „Danke, dass sie das gesagt haben Lady, ich habe ihn gefunden. Er ist derselbe Gott für uns beide.“

Jimmy hat sich dann äußerlich und innerlich verändert. Er wurde ein geachteter Heilssoldat. Nachdem er starb, wurde er zu den Klängen des Heilsarmee-Musikkorps zur letzten Ruhe gebettet. Lady B. war eine der Trauernden.

Es muss nicht der Buß- und Bettag sein, um zu Gott umzukehren. Aber dieser Tag kann uns daran erinnern, wir können Gott suchen und finden. Im Glaubensbekenntnis der Heilsarmee heißt es:

„Wir glauben, dass Umkehr zu Gott (Buße), Glaube an unseren Herrn Jesus Christus und Wiedergeburt durch den Heiligen Geist zu unserer Errettung notwendig sind.“

Übrigens: Aus der Begebenheit mit Lady B. und dem „schmutzigen Jimmy“ im Korps Folkstone ist ein Lied entstanden. Es ist Bestandteil des Musicals "Glory” von John Gowans und John Larsson. Die beiden „Johns“ waren Heilsarmee-Offiziere und wurden nacheinander Generale (weltweite Leiter) der Heilsarmee. In ihrer Anfangszeit als Offiziere schrieben und komponierten sie abendfüllende Musicals, darunter auch „Glory“. Es erzählt von den Anfangszeiten der Heilsarmee in eben dieser englischen Stadt Folkstone. In der deutschen Übersetzung heißt es: „Wir suchen beide den gleichen Heiland!“

Dieses Lied hat Einzug in die Musikliteratur der Heilsarmee gefunden und wird noch heute gesungen und gespielt.

Der Buß- und Bettag ist nicht mehr überall in Deutschland ein gesetzlicher Feiertag und doch stimmt, was Jesus Christus im Lukas-Evangelium Kapitel 15 Vers 7 gesagt hat:

„Ich sage euch: So wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen.“

Major Alfred Preuß

Wir suchen beide den gleichen Heiland

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