von Internationales Hauptquartier

Bericht aus dem Irak

Major Cedric Hills, Koordinator für internationale Hilfseinsätze der Heilsarmee, berichtet am 8. August 2003 über die Situation im Irak: In den letzten zwei Wochen hat unser Team gewechselt. Die Teammitglieder, die an der zweiten Phase des Programms mit dem UNWFP (Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen) mitgearbeitet haben, sind jetzt nach Hause zurückgekehrt. Major Mike Olsen hat Kuwait letzte Nacht verlassen und damit die Arbeit von vier Monaten in der Leitung des Hilfsprogramms im Irak beendet. In dieser Zeit hat er persönlich den ersten Konvoi mit Hilfsgütern in den Irak von Kuwait aus geleitet, er brachte 120 Tonnen Propangas für Kochstellen nach Umm Kassr.

Wir haben ein Hilfsprogramm in Zusammenarbeit mit dem UNWFP gestartet, bei dem Hilfsteams an sechs verschiedenen Orten im Südirak eingesetzt wurden. Das war eine ganz andere Art Hilfseinsatz als unsere gewohnten Maßnahmen, und die Teammitglieder mussten erst umdenken. Doch alle haben die Herausforderung gemeistert und einen wichtigen Beitrag zum Wiederaufbau des "Oil for Food"-Programms des UNWFP geleistet. Es ist unglaublich, dass unsere Teams allein dafür gesorgt haben, dass sechs Millionen Menschen überlebenswichtige Lebensmittelrationen bekamen.

Meine Besuche in den verschiedenen Lagerhäusern waren für mich sehr ermutigend, unsere Teams arbeiten auf viele verschiedene Arten als Brückenbauer, sie erleichtern die Arbeit und knüpfen Kontakte zwischen den Betroffenen dieser humanitären Krise. Als die Mitarbeiter des UNWFP zurückkehren konnten und ihre Aufgaben wieder aufnahmen, wurden unsere Teams an diesen Orten nicht mehr gebraucht und wir konnten unsere Mitarbeiter mit dem guten Gefühl abziehen, dass die Anforderungen zufrieden stellend erfüllt wurden.

Eine Hauptsorge der ersten Teams war die Kommunikation. Die nächsten Phasen wurden jeweils gut durchdacht und geplant. Tatsächlich funktioniert jetzt alles viel besser als erwartet. Eine Mobilfunkfirma aus Kuwait hat einen Telefonmasten in Amarah aufgebaut, der über das kuwaitische Mobilfunknetz jetzt das Stadtgebiet Amarah mit abdeckt. So können die Teammitglieder untereinander und nach Hause über Handy telefonieren. Durch die großartige Unterstützung der IT-Abteilung des Internationalen Hauptquartiers in London haben wir jetzt auch eine Datenverbindung über das Satelliten-Telefon, so dass wir per E-Mail Berichte schicken können und alle Teammitglieder regelmäßig mit ihren Familien zu Hause Kontakt haben.



Nun ist unsere Hauptaufgabe der Wiederaufbau von Schulen. Im Regierungsbezirk Missan (in dem auch Amarah liegt) gibt es über 400 Schulen. Die meisten müssen dringend renoviert werden, damit sie zum neuen Schuljahr bereit stehen können. Arbeitsende für die Renovierungen ist der 1. Oktober - das Bildungsministerium hat den Schulanfang vom 1. September verschoben, damit etwas mehr Zeit für die Reparaturarbeiten bleibt.

Bei Plünderungen direkt nach dem Krieg wurden Schuleinrichtungen, Elektrokabel und -verbindungen sowie sanitäre Einrichtungen gestohlen oder zerstört. Das machte den Zustand der bereits maroden Schulen und Kindergärten noch zusätzlich schlechter und nun muss alles wieder aufgebaut werden. Wir wurden vom Bildungsminister gebeten, vier Schulen instand zu setzen, die in der Innenstadt von Amarah liegen, in denen normalerweise über 1000 Schüler unterrichtet werden. Die Häuser und Wohnungen in diesem Gebiet sind sehr alt und baufällig, die Einwohner arm. Diese Schulen wiederaufzubauen ist unser Hauptanliegen und es gibt uns eine gute Möglichkeit, weitere Programme zu starten, von denen auch die Erwachsenen angesprochen werden.

Wir müssen so schnell wie möglich mit den Arbeiten beginnen, um die Glaubwürdigkeit und das Ansehen der Heilsarmee zu wahren und um den Einwohnern von Amarah zu zeigen, dass etwas getan wird. Als "schnelle Hilfe" haben wir 200 Kittel für das Personal des örtlichen Krankenhauses bestellt, Fußballtrikots für einen Verein gekauft und der Regionalliga Fußbälle gespendet, damit die Mannschaften wieder trainieren können.

Auch ein Sommercamp soll wieder aufgebaut werden, wo sonst jedes Jahr 200 Kinder aus verschiedenen Schulen der Region Ferien machen.

In den Krankenhäusern des Regierungsbezirkes herrscht akuter Mangel an Sauerstoff. Es gibt überhaupt keine Sauerstoffflaschen in den Krankenhäusern Amarahs und es werden keine Operationen durchgeführt. Die Heilsarmee bemüht sich um die Anschaffung einer Maschine zum Aufbereiten und Füllen von Sauerstoffflaschen, die in Amarah eingesetzt werden soll.

Abschließend kann ich sagen, dass die Stimmung im Team sehr gut ist. Gestern hatten wir den ganzen Abend Strom und konnten die erste Nacht durchschlafen. Wir suchen noch nach einem Generator für das Haus, da die Stromausfälle ein großes Problem sind. Es ist sehr heiß und unangenehm ohne Klimaanlage oder Ventilatoren. Wir müssen auch die Computer und Drucker in Betrieb halten, um effektiv arbeiten zu können.

Die Teammitglieder freuen sich auf die Arbeit mit der Bevölkerung. Alle Menschen, die wir treffen, bitten um Hilfe. Die Menschen haben Angst, dass einige der NGOs die Arbeit bereits beenden, obwohl sie sich doch noch inmitten der Not befinden. Wir kommen gut voran und freuen uns darauf, die Menschen von Amarah in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen.

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