von Geistliches Leben

Advent - das Kommen des Lichts

Die Offiziersschule in Pakistan, wo ich diesen Artikel schreibe, liegt direkt neben einem großen Kanal, der durch die Stadt Lahore und weiter zur indischen Grenze fließt. Wenn wir abends am Kanal entlangfahren, sind die Hochzeitssäle, Bazare und Restaurants mit bunten Lampen hell erleuchtet. Bei Festen sind auch die Ufer des Kanals mit Lichtern geschmückt. Das ist ein sehr schöner Anblick und man kann darin leicht die große Kreativität und Kunstfertigkeit vieler Pakistani erkennen.

Im Morgenlicht zeigt eine ähnliche Fahrt entlang des Kanals jedoch ein ganz anderes Bild. Das Wasser, das im Widerschein der Lichter so reizvoll wirkte, sieht nun trübe und braun aus. Die Kabel für die Lichter hängen in großen, ungeordneten Bündeln herunter und überall liegen Plastiktüten und Müll. In dem von Menschen gemachten Licht sah alles schön aus. Doch als am Morgen Gottes Licht aufging, zeigte es die Realität des alltäglichen Lebens viel deutlicher. Manche der Händler schlafen während der Hitze des Tages und betreiben ihr Geschäft nur in der Kühle und Dunkelheit des Abends. Vielleicht ist auch ihnen dieser Anblick lieber!

Manchmal haben wir in der Adventszeit eine sehr romantische Sicht von Weihnachten – besonders wenn wir Grußkarten mit verschneiten Winterlandschaften, putzigen Rotkehlchen, vielleicht auch einem niedlichen Baby mit blonden Locken und einer makellosen Maria sehen.

In Wirklichkeit lag in Bethlehem sicherlich kein Schnee. Vielleicht waren da ein oder zwei gewöhnliche Spatzen, aber viel wahrscheinlicher befanden sich größere Tiere in der Gesellschaft der Familie aus Nazareth. Vielleicht hielten sie sogar die Luft warm, aber es hat wahrscheinlich nicht besonders gut geduftet!

Ich frage mich oft, ob die Hirten in der Nacht oder am Tag kamen, um das Baby Jesus anzubeten. Verbarg die Nacht die Armseligkeit der Situation? Oder konnten sie bei Tageslicht und in der gewohnten Einrichtung eines Unterstands für Tiere die Möglichkeiten und die Verheißung eines Erlösers sehen, der gekommen war, um eine andere Art von Licht in ihr Leben zu bringen?

Die Hirten hatten – genau wie alle anderen Juden – auf den kommenden Messias gewartet. Sie hatten gebetet, dass er kommen würde, um ihre Dunkelheit zu erhellen. Doch ich frage mich, ob es uns – wie den pakistanischen Händlern – vielleicht manchmal lieber ist, nicht alles zu sehen, was im Licht sichtbar wird.

In der kalten Realität des Morgens, wenn unsere persönliche Welt trübe, ungeordnet und voll Müll erscheint, können wir uns über die Verheißung freuen, dass das Licht der Welt – der Sohn Gottes, unser Erlöser Jesus – kommt, um zu verändern, zu erneuern und zu erfrischen:

„Der das wahre Licht ist, kam in die Welt, um für alle Menschen das Licht zu bringen", Johannes 1,9.

Ja, sein Licht wird vieles sichtbar machen, das weggeräumt werden muss. Doch sein Licht bringt auch neue Kreativität, Kunstfertigkeit und Verheißung, sodass unsere Welt wiederbelebt und erneuert werden kann. Er kam, um die Last der Sünde zu tragen, die die Welt verdunkelt und verunstaltet. Jeden Tag scheint sein Licht in unsere Dunkelheit – und bringt neue Hoffnung und neue Möglichkeiten.

In der Adventszeit werden wir daran erinnert, dass es eine Zeit des Wartens und der Hoffnung ist. Dennoch kann es leicht geschehen, dass wir so beschäftigt sind, dass wir vergessen, auf Gott zu warten und darauf, dass sein Licht unser Leben durchdringt.

Das Leben in Pakistan lehrt uns, das Licht zu schätzen. Wir leiden oft an Stromknappheit, sodass wir stundenlang im Dunkeln sitzen. Den Händlern ist das sicher ganz recht, denn wenn wir gezwungenermaßen in der Kühle des Abends einkaufen gehen, ist es schwierig, das Gemüse zu sehen, das wir kaufen, und zu erkennen, ob es gut ist oder nicht. Wie sehnen wir uns doch nach dem Licht, das unsere Dunkelheit hell macht!

„Salvationist"/HA

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